Die Zukunft der Flexodruckvorstufe

FairPlate Onlineshop erleichtert die Klischeebeschaffung im Wellpappendruck. Der Shop startet in die Beta-Phase.Der Flexodruck ist das Arbeitstier, wenn es um die Bedruckung von Verpackungen geht. Seine Vorstufe, die Bearbeitung von Druckdaten und Herstellung von Flexoklischees, steht jedoch vor einem Wendepunkt. Die Volatilität des Marktes, Preisdruck, fehlende Standards und steigende Komplexität treffen auf neue Chancen durch digitale Plattformen. Wer hier die Weichen richtig stellt, eröffnet sich einen skalierbaren Marktzugang, kann seinen Kunden einen vereinfachten und schnelleren Service zur Beschaffung von Flexoklischees bieten und gleichzeitig seine Effizienz und Wirtschaftlichkeit verbessern.

Flexodruck: Rückgrat der Verpackungswelt
Wellpappe ist das universelle Material für die Herstellung von Verpackungen - stabil, leicht, recycelbar und nachhaltig. Ob Lebensmittel, Konsumgüter oder Online-Bestellungen: Fast alles wird irgendwann in Wellpappe transportiert und gelagert. Bedruckt wird diese überwiegend im Flexodruck.

Die Gründe sind klar: Flexodruckmaschinen sind robust, vielseitig und effizient. Sie verarbeiten unterschiedlichste Bedruckstoffe, ermöglichen große Formate und liefern auch bei hohen Stückzahlen verlässliche Ergebnisse zu günstigen Kosten. Branchenexperten schätzen, dass mehr als drei Viertel aller Wellpappenverpackungen in Europa im Flexodruck entstehen.

Auch der Blick nach vorn ist eindeutig: Trotz wachsender Aufmerksamkeit für den Digitaldruck wird Flexo noch lange ein Fixpunkt bleiben. Maschinen haben eine Lebensdauer von 10 bis 20 Jahren, Investitionsvolumina sind hoch, und die Abschreibungszeiten zwingen Hersteller, Anlagen möglichst lange zu nutzen. "Wer heute in eine Flexodruckmaschine investiert, plant auf Jahrzehnte hinaus", fasst ein Produktionsleiter zusammen. Damit ist klar: Für die nächsten 10 bis 15 Jahre bleibt der Flexodruck im Kernbereich der Verpackungsproduktion gesetzt.

Die Vorstufe als Schlüsselfaktor
So stabil die Maschinenbasis ist - die Qualität des Druckergebnisses entscheidet sich in der Druckvorstufe. Flexoklischees sind das Bindeglied zwischen Design und Maschine. Sie übersetzen kreative Entwürfe in technische Präzision.

Der Prozess ist hochkomplex und umfasst eine Vielzahl von Schritten:
• Beschaffung: Der Kunde definiert Spezifikationen, Klischeehersteller kalkulieren Angebote, Bestellungen werden ausgelöst.
• Repro: Druckbilder werden mit Werkzeugzeichnungen abgeglichen, inhaltliche Anpassungen und drucktechnische Korrekturen vorgenommen.
• Druckform: Vernutzung anhand der Werkzeugzeichnung. Ergänzung produktionsrelevanter Anzeichnungen wie Passmarken oder Druckkontrollelemente.
• Fertigungsvorbereitung: Aus den Druckdaten entstehen exakte Vorgaben für Montagefolien und Fotopolymerplattenstücke.
• Montage: Die Polymerplattenstücke werden präzise positioniert und fixiert.
 • Druckbilderzeugung: Bebilderung mit dem Laser und UV-Behandlung.
 • Relieferzeugung: Auswaschen, Trocknen, Finishen.
 • Halteelemente: Anbringung von Leisten und Ösen.
 • Qualitätskontrolle und Versand

Jedes Klischee ist dabei ein Einzelstück. Eine Beschreibung der Maschinenanforderungen für den Wellpappendruck kann über 80 Parameter umfassen, ergänzt durch weitere 60 Parameter für die Reprospezifikation und weitere 30 für Druckkontrollelemente. So entstehen theoretisch 144.000 Varianten, aber nur eine ist im konkreten Fall die zutreffende, die zu produzieren ist.

Das Problem: Komplexität trifft Preisdruck
Diese Vielfalt stellt enorme Anforderungen an Klischeehersteller. Mittelständische Betriebe produzieren oft für mehrere hundert Flexorotationen - jede mit individuellen Parametern. Das erfordert Know-how, strukturierte Abläufe und ein tiefes Verständnis des Druckprozesses.

Dabei kämpft die Vorstufenbranche mit einem Paradox: Je komplexer die Dienstleistung, desto höher eigentlich der Wert - tatsächlich aber ist der Preisdruck in den letzten Jahren massiv gestiegen. Seit der Corona-Pandemie hat sich die Volatilität des Marktes und der Preisverfall beschleunigt. "Wir sehen uns mit Angeboten konfrontiert, die kaum die reinen Materialkosten decken", berichtet Mattijs Mennens, Prokurist und Leiter des operativen Geschäfts bei der Spirit Packaging Premedia GmbH. Einige Betriebe mussten bereits aufgeben, andere kämpfen ums Überleben.

Der Ausweg: Digitalisierung und Vernetzung
Die Lösung liegt nicht allein im technischen Detail, sondern in der Art, wie Prozesse organisiert und vernetzt werden. Die Bearbeitung der Druckdaten ist heute ohnehin digital. Der nächste Schritt ist, diese Digitalität über alle Stufen hinweg in nahtlosen Prozessen zu nutzen - vom Bestellvorgang bis zur fertigen Druckform.
Die Spirit Packaging Premedia GmbH hat mit PrintConnect bereits vor einigen Jahren eine digitale Plattform entwickelt, um technische und kaufmännische Schritte zu integrieren. Sie ermöglicht durchgängige, standardisierte Abläufe, reduziert Reibungsverluste und Fehler sowie die damit verbundenen Kosten. In der Praxis hat sich jedoch gezeigt, dass der Anfrage-/Angebotsprozess, bei dem technische und kaufmännische Aspekte aufeinander abgestimmt werden, für den Besteller oftmals komplex und zeitaufwendig ist. Zudem erfordert er drucktechnisches Fachwissen, das nicht immer vorhanden ist. Aus dieser Erfahrung entstand die Idee für einen weiteren, konsequenten Digitalisierungsschritt: die direkte Online-Beschaffung von Flexoklischees.

Der Schritt zum E-Business - Der FairPlate Onlineshop für Flexoklischees
Das neue Element ist der FairPlate Onlineshop für die Beschaffung von montierten und unmontierten Klischees für den Flexodruck, der in Zusammenarbeit der Spirit Packaging Premedia GmbH und der Schwestergesellschaft AixPano B.V. entwickelt wurde. Der Onlineshop befindet sich gegenwärtig in der Beta-Phase und steht interessierten Nutzern für die Abwicklung von Klischeeaufträgen zur Verfügung. Die Anmeldung erfolgt über das Kontaktformular der Spirit-Webseite (https://www.spirit-gmbh.de/de/kontakt/). Zum Kennenlernen der neuen Möglichkeiten ist der Online-Kalkulator frei verfügbar und lädt zum Ausprobieren ein (https://www.spirit-gmbh.de/de/fairplate-shop/).

Der Shop fungiert als Frontend für den Kunden und macht den Bestellprozess einfacher und transparenter: Der Klischeepreis wird anhand der Druckdatei des Kunden (alternativ Druckkarte oder Druckform) mit mathematischer Genauigkeit in Sekunden durch einen Algorithmus berechnet. Die maschinenspezifischen Parameter für die Reprobearbeitung und die Klischeeherstellung wurden vorab in einer Datenbank hinterlegt und können vom Kunden abgerufen und ggf. angepasst werden. Dadurch können auch Nutzer ohne besondere drucktechnische Expertise, wie z. B. Mitarbeiter aus Einkauf oder Innendienst, Klischees beschaffen:
    • Interaktive Menüs führen den Besteller durch die technische Auftragsbeschreibung.
    • Vordefinierte Auswahlfelder verhindern Fehler.
    • Preise ergeben sich in Echtzeit auf Basis vereinbarter Staffelungen.
Für den Kunden bedeutet das Klarheit, Transparenz und Geschwindigkeit, für den Klischeehersteller weniger Rückfragen und geringere Bearbeitungskosten.

Automatisierte Workflows
Die besondere Stärke der neuen Lösung liegt in der digitalen Integration: Auftragsdaten aus dem Shop fließen nahtlos in den Produktions-Workflow von PrintConnect. Reproarbeiten, Produktionsvorbereitung und Fertigung sind direkt angebunden. Der Auftrag wird automatisch durch eine Aufgabensteuerung an die jeweils nächste Bearbeitungsstufe weitergegeben, was für den Kunden jederzeit nachverfolgbar ist. Das schafft Transparenz, reduziert Fehler, spart Zeit und Kosten und erhöht die Prozesssicherheit.

Chancen für die Zukunft
Für Klischeehersteller bedeutet das einen Kulturwandel - weg vom reinen Handwerk, hin zu einer digitalen Dienstleistung mit E-Business-Anbindung, die Prozesse automatisiert, Kunden einbindet und neue Wertschöpfung schafft. Die Folgen:

    • Wettbewerbsvorteile: Wer Digitalisierung konsequent umsetzt, gewinnt an Effizienz und Transparenz.
    • Kundenbindung: Der FairPlate Onlineshop macht Abläufe einfacher und nachvollziehbarer - ein echter Mehrwert für Verpackungshersteller, Verpackungshändler und Markenartikler.
    • Skalierbarkeit: Standardisierte digitale kaufmännische und technische Prozesse lassen sich leichter auf neue Kunden und Märkte ausrollen.

Natürlich bleiben Herausforderungen: Investitionen in IT-Infrastruktur, Anpassung von Organisationen und das Mitnehmen von Mitarbeitern. Doch die Richtung ist klar: Nur wer technische und kaufmännische Prozesse digital verbindet, bleibt wettbewerbsfähig.

Fazit: Ohne E-Business-Anbindung keine Zukunft
Der Flexodruck wird bleiben - und mit ihm die Flexodruckvorstufe. Doch die Spielregeln ändern sich. Volatilität des Marktes, Preisdruck, Komplexität und Kundenanforderungen erzwingen neue Lösungen.

Die Zukunft der Flexodruckvorstufe ist digital, vernetzt und kunden-orientiert. Wer heute Plattformen mit E-Business-Anbindung etabliert, Standards definiert und Prozesse konsequent digitalisiert, sichert nicht nur die eigene Existenz, sondern fördert auch die Wettbewerbsfähigkeit des Flexodrucks - und bietet Perspektiven für Partner und Investoren.